So bereinigen Sie mit dem Verzeihungsprozess emotionale Altlasten

Wer hat sie nicht, die „Leichen im Keller“? Jahre alter Groll und das Gefühl verletzt, ungerecht behandelt, betrogen, verkannt, nicht geliebt worden zu sein. Hier setzt der Verzeihungsprozess an mit dem Auflösen alter Gefühle und Situationen. Diese altbekannten Gefühle von Groll, Wut, Ärger, Unversöhnlichkeit und Unverzeihlichkeit kosten viel Kraft. Das Aufrechterhalten genauso wie das Verdrängen. Geben Sie sich die Chance, nach und nach alle negativen Gefühle und damit Hauptgründe für emotionale oder physische Beschwerden zu lösen.

„Ich hab nix zu verzeihen – oder doch?“

Warum ein Verzeihungsprozess? Wer verzeiht wem? Warum? Muss ich verzeihen oder darf ich auf meinem Groll beharren? Und wenn ich gar keinen Groll habe? Wenn der andere mir viel zu unwichtig ist? Wenn ich selbst viel zu „abgeklärt“ bin, als dass mich da noch etwas verletzt? Und überhaupt – wer bin ich, dass ich mich aufschwinge, anderen zu verzeihen?

Alte Verletzungen packt unser Unbewusstes erst einmal gut weg, damit der Schmerz nachlässt. Oft verhilft uns die Haltung „der oder die interessiert mich doch gar nicht!“ dazu, schneller mit der erlebten Verletzung klar zu kommen. Die eigentliche Situation jedoch ist zu 100 Prozent vorhanden und jederzeit aktivierbar. Groll, Zynismus, lächerlich machen, scheinbare Abgeklärtheit sind Schutzhaltungen. Es ist der Versuch, den Deckel drauf zu halten. Auch das Gefühl „ne! dem verzeihe ich nicht, das gönne ich dem nicht, der hat mir … angetan!!!“ ist eine Strategie, mit dem Schmerz fertig zu werden. Leichter geht es mit einem bewussten Verzeihensprozess.

Es geht gar nicht um den Anderen – bewusstes Verzeihen macht einen selbst frei

Im Wesentlichen beinhaltet der persönliche Verzeihungsprozess das Auflösen alter Gefühle und Situationen, die man oft sogar schon vergessen hat. Und diese alten Gefühle von Groll, Wut, Ärger und Unverzeihlichkeit kosten viel Kraft. Das bewusste Verzeihen trägt zu mehr persönlichem Frieden (und vielleicht auch zum Weltfrieden?) bei. Für viele Menschen bedeutet dieser Prozess eine völlige Beendigung lebenslanger Themen, die vorher nicht behandelt bzw. aufgelöst werden konnten.

Vielleicht kennen Sie ja selbst eine Technik oder ein Vorgehen, um wirklich zu verzeihen. Nur daran denken und zu entscheiden: „Okay, dann verzeihe ich dir eben.“ – davon spreche ich hier nicht. Denn dies berührt nur eine kognitive, verstandesmäßige Ebene. Ändern wird sich so nichts. Gar nichts.

Verzeihen geht tiefer. Wenn Sie mich kennen, wissen Sie, dass ich hierbei sicher BSFF, EFT, MFT, CQM oder andere Verfahren empfehlen werde. Vielleicht kennen Sie eine andere bewährte Methode und haben hier jetzt den richtigen Anstups erhalten, sie auch einzusetzen. Dann viel Erfolg dabei.

Für alle, die weder über die genannten Verfahren noch eigene verfügen oder die etwas Neues ausprobieren möchten, stelle ich nachfolgend eine Übung vor, die Sie selbst durchführen können. Sie nennt sich „Der Verzeihungsprozess“ und ist von Ian White beschrieben. Er empfiehlt dazu, mit der Einnahme der australischen Blüte Dagger Hakea eine Woche vorher zu beginnen und sie noch eine Woche lang weiter einzunehmen.

Der Verzeihungsprozess von Ian White

Ich gebe Ihnen hier die vollständige Anleitung, entnommen aus dem Buch von Ian White „Heilen mit Australischen Bush Flower Essenzen“, Laredo Verlag. Ein Hinweis von mir: Wenn Sie eine traumatische und/oder Gewalterfahrung erlebt haben, dann sparen Sie diese Personen für diese Übung aus. Solche Erfahrungen sind besser mit einer professionellen Begleitung aufzulösen. Überfordern Sie sich nicht, wenn Sie damit zu viel lostreten könnten. Im Selbstcoaching sind da Grenzen, was Sie machen können oder sollten. Für alle anderen gilt: Lassen Sie sich auf die Übung ein. Wenn Sie zwei-drei Vorgänge gemacht haben, werden Sie genug Zutrauen zu Ihren inneren Kräften entwickelt haben, um zu wissen, dass Verzeihen Sie stark macht. Nun aber:

Es ist sinnvoll, für diese Übung einen ruhigen und ungestörten Ort aufzusuchen. Die Übung kann in mehrere Sequenzen über einige Tage verteilt werden; sie kann auch in einer einmaligen Übung durchlaufen werden, dann dauert sie aber erfahrungsgemäß mehrere Stunden. (Anmerkung Wera Nägler: Der Prozess wird erfahrungsgemäß kürzer und oft auch tiefer sein, wenn Sie dazu klopfen beispielsweise mit EFT  oder MFT oder mentale Techniken wie BSFF, CQM oder andere einsetzen.)

Legen oder setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich. Bitten Sie Ihr Unbewusstes, das Bild von Menschen, denen Sie grollen, vor Ihrem geistigen Auge erscheinen zu lassen. Es wird meist eine Person vor dem innen Auge erscheinen, meist die, gegenüber der man die größten Gefühle von Verbitterung hat. Oftmals ist dies ein Elternteil.

Wenn Sie die einzelne Person erkennen oder zumindest eine Ahnung davon haben, um wen es geht, visualisieren Sie ein Band vom Nabel dieser Person zu Ihrem eigenen Nabel. Dieses Band stellt eine feste Verbindung zwischen Ihnen beiden her.

Dann sprechen Sie den Namen dieser Person laut aus und sagen anschließend:

„Du, Person X, ich bin böse auf dich, weil …“.

Nennen Sie jeden Punkt, aus dem Sie dieser Person grollen. Wenn Sie alles genannt haben, sprechen Sie wiederum den Namen der Person aus. Dann sagen Sie:

„Du, Person X, ich lasse jetzt den Groll, den ich dir gegenüber hegte, los. Ich vergebe dir und liebe dich.“

Während Sie sagen „Ich vergebe dir“ scheiden Sie mit einer imaginären Schere das Band zwischen sich durch.

Wiederholen Sie den Vorgang zweimal – es kann sein, dass Sie noch Gründe vergessen haben.

Nachdem das beendet wurde, werden die Rollen getauscht. Stellen Sie sich wiederum ein Band zwischen sich und dieser Person vor. Dieses Mal sagen Sie:

„Du, Person X, du grollst mir wegen …“.

Nennen Sie jeden Grund der Ihnen einfällt, weshalb die andere Person auf Sie böse sein könnte. Sprechen Sie den Namen wieder laut aus. Dann sagen Sie:

„Du, Person X, all die Dinge, aus denen du mir böse bist, vergebe ich dir nun. Ich liebe dich und lasse dich frei.“

Wiederum kappen Sie die Verbindung zwischen sich und wiederholen die Übung mit dieser Person noch zweimal für die Reste.

Wenn Sie mögen, bitten Sie Ihr Unbewusstes, die nächste Person, der Sie noch grollen, vor dem inneren Auge auftreten zu lassen.

Jetzt Sie – tun Sie sich selbst einen Gefallen

Und wenden Sie den Verzeihungsprozess an. Wenn Sie Klopftechniken dazu einsetzen, klopfen Sie jeden Aspekt und weiter auftauchende Gefühle wie Trauer, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Wut und alle „bösen Gedanken“ dazu. Bei BSFF-Anwendung sagen oder denken Sie hinter jeden Aspekt von „… ich bin böse auf dich, weil …“ Ihr Codewort. Auftauchende Bilder, Situationen, Gefühle, Gedanken gleich mitbehandeln.

Tun Sie sich selbst Gutes, in dem Sie bewusst in den Verzeihungsprozess einsteigen. Sie werden sich leichter, erleichtert, friedlicher und kraftvoller fühlen. Wissen Sie warum? Weil eine alte Wunde geheilt ist. Diese Verzeihungsübung kann eine Menge positiver Überraschungen bringen. Denn Sie lassen die Verantwortung des Anderen bei ihm und übernehmen die Verantwortung für Ihren Anteil am Geschehen. Das macht stark.

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de